Will sich ein Unternehmen dauerhaft im Wettbewerb behaupten, ist es zwingend auf qualifizierte, engagierte und vor allem gesunde Mitarbeiter angewiesen. Fehlzeiten, die aufgrund von Krankheit der eigenen Mitarbeiter entstehen, sind ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor. Neben Entgeltfortzahlungen und Krankengeld, das von den Arbeitgebern zum Teil mit bezahlt wird, kommen auf die Unternehmen weitere finanzielle Belastungen zu wie Produktionsausfall, Bereitstellung von neuen Personalreserven oder das Organisieren von Zusatzschichten. Es ist davon auszugehen, dass sich dieses Problem in den nächsten Jahren noch verschärfen wird: Die steigende Lebenserwartung der Bevölkerung und der Rückgang der Geburtenzahlen führt zu einem sinkenden Anteil der Erwerbstätigen, weshalb der Anteil älterer Beschäftigter in den Betrieben in Zukunft deutlich steigen wird. Die Mehrheit bilden dann Mitarbeiter, die älter als 45 Jahre sind und bis ins Alter am Arbeitsplatz fit bleiben müssen. Gesundheit wird damit zu einem bedeutenden „Produktionsfaktor“.
Allerdings gefährden ungünstige Arbeitsbedingungen dieses Gut: Durch gewandelte wirtschaftliche Rahmbedingungen sind die Anforderungen nicht nur an die Unternehmen, sondern auch an die Mitarbeiter immens gestiegen. War es früher die harte körperliche Arbeit, fordert heute der technische Fortschritt seinen Tribut.
Erkrankungen, die bei Männern und Frauen besonders häufig vorkommen – sogenannte Volkskrankheiten – sind: Cardio-cerebrovaskuläre Erkrankungen, Diabetes Typ zwei und Adipositas, Osteoporose und -arthrose, Demenz, Malignome (Mamma-, Prostata-, Colon- und Bronchial-Ca) sowie COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease, zu Deutsch: Chronisch obstruktive Lungenerkrankung). Dazu kommen zahlreichen chronischen Erkrankungen, die in den industrialisierten Ländern oft Lebensqualität und Vitalität einschränken. Dies sind unter anderem chronischer Stress, das berüchtigte Burn-out-Syndrom, das Chronic-Fatigue-Syndrom (CFS), die Multiple-Chemical Sensitivity (MCS) sowie Fibromyalgie und Immunerkrankungen.
In der jüngsten Vergangenheit hat auch die Häufigkeit von neuropsychiatrischen Krankheitsbildern deutlich zugenommen. So sind Depression und Angst- oder Panikstörungen die häufigsten nicht unmittelbar zum Tode führenden Erkrankungen in den Industrienationen. Zu den Begleiterscheinungen kommen Störungen von Aufmerksamkeit, Konzentration, Schlaf, Tagesmüdigkeit und Fatigue sowie prämenstruelles dysphorisches Syndrom und Migräne hinzu – insgesamt ein erschreckendes Bild. Aber: Programme und Instrumente zum betrieblichen Gesundheitsmanagement sollen Abhilfe leisten. Anhand von Maßnahmen zur Früherkennung und Prävention von Krankheiten sowie zur Identifizierung von krankheitsauslösenden Faktoren unterstützen sie Unternehmen dabei, sich Wettbewerbsvorteile durch gesundes und somit leistungsfähiges und motiviertes Personal zu sichern.
Umso problematischer, dass viele Unternehmen anscheinend noch immer nicht die Notwendigkeit sehen, ein Gesundheitsmanagement einzuführen: Sie verstehen weder den ökonomischen Aspekt, noch sind sie sich bewusst, dass sie auch „Fürsorgepflichten“ ihren Beschäftigten gegenüber haben. Am meisten fehlt den Betrieben die Zeit, sich darum zu kümmern. Dabei macht es sich bezahlt, in die Gesundheit der Beschäftigten zu investieren. Und den ersten Schritt in diese Richtung lässt sich ohne großen Aufwand machen. Schließlich braucht es gar nicht mal so viel, um Wohlbefinden von Körper und Geist sicherzustellen: ein gutes Betriebsklima, demokratischer Führungsstil, Mitbestimmung und Information der Mitarbeiter sowie die Anerkennung von Leistung. Letztendlich sollte das doch selbstverständlich fester Bestandteile einer gut verstandenen Unternehmenskultur sein.
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